Thomas und Brunhilde Krüger in ihrem Garten

Die Gartenschau als Nachbar

Für Brunhilde Krüger ist die Landesgartenschau Beelitz 2022 schon jetzt ein Abenteuer. „Immer, wenn die Bauarbeiter am Abend weg sind, drehe ich mit unserer Katze Mausi eine Runde über das Gartenschaugelände. Dann entdecken wir, was sich wieder alles verändert hat.“ Seit 1994 haben Brunhilde Krüger, von den Beelitzern liebevoll „Bruni“ genannt, und ihr Mann Thomas einen Garten in der Mauerstraße am Rande der Altstadt. 25 Jahre lang hatten sie jenseits des Gartenzaunes nur ausgetretene Wege, die sich bei Regen in Pfützenlandschaften verwandelten, und eine zerrupfte Wiese, auf der die Autos der Besucher des alten Freibades geparkt waren. Mit der Vorbereitung der Landesgartenschau hat sich das nun grundlegend verändert. „Für uns ist der Park jetzt direkt vor der Gartentür. Wir gehen raus und sehen schöne Dinge“, freut sich Brunhilde Krüger. „Das ist schon fantastisch.“

Egal ob den englischen Pavillon oder die Metallkunstwerke auf den Rasenflächen, das alles findet die 72-Jährige hervorragend ausgesucht. Besonders gut gefallen ihr auch die italienischen Statuen, die Bürgermeister Bernhard Knuth zufällig im Urlaub auf dem Außengelände eines Steinmetzes im sonnigen Süden entdeckt hat und die dort schon Patina ansetzen konnten. „Die sehen deshalb so schön alt aus, und ich mag ja solche alten Sachen.“ Auch ihren Garten haben Brunhilde und Thomas Krüger entsprechend gestaltet, viele Flohmarktbesuche absolviert und Arbeitsstunden investiert. In ihrer Wohnung am anderen Ende der Stadt sind sie zwischen Frühjahr und Herbst dementsprechend eher selten, der Garten ist in dieser Zeit der Lebensmittelpunkt.

Die italienischen Figuren haben es den Krügers angetan. Auch Katze Mausi beobachtet das Geschehen auf dem LAGA-Gelände neugierig.

Ob da ein Gartenschaugelände direkt vorm Zaun nicht doch nervig ist? „Ach wo“, winkt Brunhilde Krüger ab. Natürlich war es etwas lauter, als die Wege auf dem Areal befestigt wurden. Und auch jetzt fahren gelegentlich noch Baufahrzeuge am Grundstück vorbei. Aber die Vorteile würden bei weitem überwiegen.

„Man sieht hier junge Familien, Liebespaare am Wasser oder auch ältere Menschen mit Rollatoren. Menschen, die sonst vielleicht eher allein unterwegs wären, treffen sich hier und kommen ins Gespräch“, sagt Brunhilde Krüger. Und ihr Mann Thomas ergänzt: „Gerade für die Älteren gibt es auch jetzt schon genügend Bänke. Die Menschen fühlen sich jetzt schon einfach wohl.“ Das merke man auch daran, wie die Beelitzer mit ihrem neuen Stadtpark umgehen, findet „Bruni“: „Noch nie habe ich gesehen, wie jemand ein Blümchen abpflückt. Die Menschen haben Respekt vor dem, was hier geschaffen wurde.“

Oft komme sie mit den anderen Spaziergängern ins Gespräch – und erkläre dann, was zur LAGA in welchen Bereichen passieren soll. „Ich habe eine der Führungen mit dem Bürgermeister mitgemacht, deshalb weiß ich jetzt, was geplant ist.“

Auch das kommende Jahr, in dem Beelitz zwischen dem 14. April und dem 31. Oktober mit 450.000 Besuchern auf dem Gartenschaugelände rechnet, nehmen Krügers gelassen. Natürlich werde es tagsüber mehr Trubel vor der Tür geben. „Aber abends ist es ja schnell wieder ruhig. Und da die Bühne am Festspielareal ja stadtauswärts gerichtet ist, werden wir sicher auch von den Konzertabenden wenig mitbekommen“, ist sich Thomas Krüger sicher. Auch beim Plausch mit anderen Beelitzern hätten sie keine Sorgen wahrgenommen. Thomas Krüger: „Hier freuen sich alle auf die Gartenschau“. Der Einlass auf das Gartenschaugelände wird an den meisten Tagen um 18 Uhr beendet, außer zu einigen Programmhöhepunkten im Sommer sollen Besucher dann bis zum Sonnenuntergang das Areal verlassen. So können die Beelitzer auch während der 201 Gartenschautage am Feierabend ausspannen.

Eine Sorge hat Brunhilde Krüger aber schon: „Was passiert mit dem Areal nach der Gartenschau? Es wäre ja schade, wenn die Anlagen dann nicht mehr genutzt werden.“ Da kann Bürgermeister Bernhard Knuth aber beruhigen. Der Park mit seinen Kunstinstallationen und Staudenbeeten bleibt langfristig erhalten. Nur einige Flächen, auf denen zur LAGA saisonal wechselnde Blumen für eine größtmögliche Blütenpracht gepflanzt werden, werden nach der Gartenschau zu Wiesen, um den Unterhaltsaufwand für die Stadt noch leistbar zu halten. „Auf dem Festspielareal werden wir nach der LAGA unter anderem unser Spargelfest feiern und die Beelitzer Festspiele bekommen hier eine neue Heimstätte. Und auch im kleineren Rahmen wird die Bühne nach 2022 genutzt werden, etwa als Freiluftkino“, sagt Bernhard Knuth.

Dass diese Veranstaltungen gut angenommen werden, haben Brunhilde und Thomas Krüger in den vergangenen Jahren gemerkt. „Die Beelitzer Festspiele waren immer gut besucht. So etwas hat in der Stadt einfach noch gefehlt“, so Brunhilde Krüger. Sie selbst haben dabei auch Eindrücke bekommen, die den normalen Besuchern verborgen blieben, ergänzt Ehemann Thomas: „Einige Sänger haben direkt vor unserem Gartenzaun ihre Stimmübungen gemacht. Das war schon sehr drollig anzuhören.“

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