Ein junger Steinkauz wird Flügge. Foto: Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.
Gartenschaugelände schon jetzt „tierisch beliebt“
Menschliche Besucher müssen noch bis zum 14. April warten, um das Gelände der Landesgartenschau Beelitz in Augenschein zu nehmen. Die Tierwelt hat es jedoch bereits erobert: Seit einigen Tagen flattern wieder Steinkäuze südlich der Altstadt. Rings um ihre Volieren ist das Gelände der Landesgartenschau entstanden. Gartenschaubesucher, die sich vorsichtig an die Volieren anpirschen, können die scheuen, knuddelig dreinschauenden Vögel mit etwas Glück beobachten, ehe sie in ihren Nisthöhlen verschwinden. Eine Voliere steht im Bereich des Geschichtengartens, eine andere in den Archewiesen neben der Streuobstwiese. Dort ist derzeit auch wieder ein Elternpaar untergebracht.
„Im Herbst werden dann die Jungtiere gemeinsam mit den Eltern ausgewildert“, so Heinrich Hartong von der Arbeitsgruppe Ornithologie des Landschaftsfördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.
Dafür wird das Dach der Voliere abgenommen, die Tiere können sich in der Nähe ein neues Revier suchen. Dutzende Steinkäuze haben so von Beelitz aus in den vergangenen Jahren eine neue Heimat im Naturpark Nuthe-Nieplitz gefunden, zu dem auch das Gelände der Landesgartenschau gehört.
Als vor Jahrzehnten die intensive Landwirtschaft auch in der Nuthe-Nieplitz-Niederung eingeführt wurde, gab es einen steten Rückgang der Steinkauzpopulation. Auf den riesigen Ackerflächen fehlten ihnen die Hecken und Bäume, von denen aus sie auf die Jagd fliegen konnten. Feuchtgebiete wurden entwässert, blütenreiche Vegetation wich intensivem Futteranbau. Die Lebensräume für die Nahrung der Steinkäuze und die Käuze selber schwanden. Vor mehr als 20 Jahren verschwanden die Steinkäuze deshalb aus dem Gebiet und werden nun seit einigen Jahren vom Förderverein mit dem Wiederansiedlungsprojekt zurück in die Landschaft gebracht.
Rund um Beelitz sind zudem unter anderem durch Initiative des Vereins Blühstreifen Beelitz Randflächen der Felder wieder zu blütenreichen Arealen geworden, in der sich auch Käfer, Regenwürmer, Grillen oder Mäuse wohlfühlen – und sie alle stehen wiederum hoch auf der Speisekarte der Steinkäuze.
Auch im Rahmen der Landesgartenschau wurde die Landschaft südlich der Beelitzer Altstadt wieder zum attraktiven Lebensraum: Die Nieplitz wurde teils renaturiert und fließt durch eine Verbreiterung und Pflanzinseln langsamer. Rund 380 Bäume wurden auf den 15 Hektar Gartenschaugelände neu gepflanzt, ebenso 1800 Heckenpflanzen und knapp 57.000 Stauden.
Der Teich wird auch von Fröschen gut angenommen.
„Mit der Landesgartenschau haben wir nicht nur für die Menschen ein Highlight geschaffen, sondern auch die Lebensbedingungen vieler Tierarten deutlich verbessern können – und das für lange Zeit. Nachhaltigkeit ist für uns von Anfang eines der wichtigsten Ziele bei der Planung des Geländes gewesen“, so der Beelitzer Bürgermeister und LAGA-Geschäftsführer Bernhard Knuth.
Nahe der Nieplitz sind bei Modellierungsarbeiten auf dem Gelände etwa neue Erdwälle entstanden. Sie dienen nicht nur als Schall- und Sichtschutz, sondern haben mit ihren steilen Wänden noch eine wichtige Funktion für das Tierreich: Der Eisvogel soll hier nur wenige Meter von der Nieplitz entfernt optimale Bedingungen finden.
„Es gibt sehr hohe Chancen, dass sich der Eisvogel hier ansiedeln wird“, sagt Heinrich Hartong.
Das Nahrungsangebot in der Nieplitz, bietet den Tieren eine hervorragende Lebensgrundlage. Der Fluss wurde in diesem Bereich extra verbreitert und mit Pflanzinseln ausgestattet, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern und bessere Bedingungen für Fische und andere Lebewesen zu schaffen. Und in den steilen Seiten des nahen Erdwalls können die Eisvögel ihre typischen Höhlen bauen.
Und natürlich sind die Vögel nur ein Teil des Ökosystems, das sich in Beelitz erkunden lässt: Neben der Voliere in den Archegärten sind extra bienenfreundliche Beete angelegt worden. Im Pavillon nebenan erklären Imker und Wildbienenfreunde die Lebensweise der Tiere. Auch viele Schmetterlinge und andere Insekten schätzen die blühende Vielfalt, die es bereits auf dem Gelände gibt und die bis zum Ende der Landesgartenschau am 31. Oktober und je nach Witterung auch darüber hinaus anhalten wird. Und auch Amphibien fühlen sich auf dem Areal wohl: Mehrere Feuchtbiotope wurden behutsam in das Gartenschaugelände integriert. Und der Mühlenteich, der neben der alten Wassermühle wiederentstanden ist, wird bereits von Fröschen als neuer Lebensraum entdeckt.