Die sanierte Kanzel der Beelitzer Stadtpfarrkirche

Die Farbschichten der Kanzel, die 1649 für die Berliner St.-Marien-Kirche gebaut wurde, wurden gefestigt und die Kanzel gereinigt.

Kanzel und Wunderblutkapelle der Stadtpfarrkirche saniert

Rechtzeitig vor den Weihnachtsfeiertagen konnten die Sanierungsarbeiten an der Wunderblutkapelle der Beelitzer Stadtpfarrkirche St. Marien und St. Nikolai und an der historischen Kanzel aus dem 17. Jahrhundert beendet werden. Die Arbeiten dienen der Sicherung der mittelalterlichen Kirche, die im Rahmen der Landesgartenschau zur Blumenhalle mit 14-tägig wechselnden Ausstellungen wird. Andrea Molkenthin, Baupflegerin des Evangelischen Kirchenkreises Mittelmark Brandenburg, und Restaurator Olaf Schwieger haben sich am Dienstag die Ergebnisse der Arbeiten in der Wunderblutkapelle angeschaut, die von Fachfirmen neu verputzt wurde, um Feuchtigkeitsschäden zu beheben. Rund 30.000 Euro hat die Stadt Beelitz für die Arbeiten ausgegeben.

Kirchenkreis-Baupflegerin Andrea Molkenthin und Restaurator Olaf Schwieger.

Andrea Molkenthin und Olaf Schwieger.

Die sanierte Wunderblutkapelle

Der Putz in der Wunderblutkapelle muss noch trocknen.

„Wegen des hohen Grundwasserniveaus ist die Kirche sehr feucht. Das hat dazu geführt, dass im Putz Salz ausgeblüht ist, der Putz teilweise abgefallen ist und das Salz weiter ins Mauerwerk vordringen konnte“, so Restaurator Olaf Schwieger.

Das Salz kam über das Grundwasser und Luftschadstoffe in das Mauerwerk. Die Putzschicht, die stellenweise bis zu zehn Zentimeter dick ist, wurde deshalb im Oktober entfernt. Anschließend konnten die Wände austrocknen, und in den vergangenen eineinhalb Wochen wurde neu verputzt. Derzeit ist der Übergang zwischen der neuen Putzschicht und der aus dem 19. Jahrhundert, aus dem auch eine Dekorationsmalerei an der Kapellendecke stammt, noch gut sichtbar. Bis in den Januar hinein wird die neue Putzschicht noch trocknen müssen, nutzbar ist der Raum aber bereits. Während der Landesgartenschau werden in der Kapelle Ausstellungen etwa von Porzellanfiguren oder Ikebana, der japanischen Kunst des Blumenarrangierens, stattfinden.

Die Wunderblutkapelle wurde 1370 errichtet, da es in Beelitz zu einem Hostienwunder gekommen sein soll. Der Überlieferung zufolge soll eine Hostie nach einer Schändung angefangen haben, zu bluten. In einer Urkunde, die auf das Jahr 1247 datiert und in einer Abschrift von 1571 überliefert ist, wird das Wunder von der Kirche anerkannt. Daraufhin wurde die Stadt zum Wallfahrtsort, die Kirche erließ Pilgern für den Weg nach Beelitz 40 Bußtage. Das sorgte für Wohlstand und dafür, dass die Kapelle gebaut wurde – zunächst als einzelnstehendes Gebäude neben der Kirche, nach einem Stadtbrand im 18. Jahrhundert wurde sie in die Kirche integriert.

Die Kirchengemeinde, die während der Landesgartenschau für ihre Andachten und Feiern einen Pavillon auf dem Gartenschaugelände zur Verfügung gestellt bekommt, kann die Kapelle nun wieder nutzen. Konzerte und Gottesdienste in der Weihnachtszeit finden aber Kirchenschiff statt, wie das Konzert mit Orgel und Posaune am 19. Dezember um 15 Uhr. Die Kirchgänger können dabei auf die wieder glänzende Kanzel blicken. Drei Wochen lang hat Restaurator Dirk Jacob die Kanzel gereinigt und vor allem auch die Farbschichten mit einem speziellen Festigungsmittel gesichert. Die Kanzel aus dem Jahr 1649 stand ursprünglich in der St.-Marien-Kirche am Berliner Alexanderplatz. Nachdem bei einem Stadtbrand im Jahre 1703 auch die Stadtpfarrkirche zu großen Teilen abbrannte, schenkte der preußische König Beelitz die Kanzel.

„Ich freue mich, dass es uns im Rahmen der Vorbereitungen auf die Landesgartenschau gelungen ist, mit der Kanzel und der Wunderblutkapelle zwei bedeutende Relikte unserer Stadtgeschichte zu sichern. Das ist ein wichtiger Schritt bei der Sanierung der Stadtpfarrkirche, die die Beelitzer Stadtmitte seit dem 13. Jahrhundert prägt“, sagt Bernhard Knuth, Bürgermeister von Beelitz und Geschäftsführer der Landesgartenschau.

Seit vielen Jahren wird daran gearbeitet, auch aus den Wänden des Kirchenschiffes die Feuchtigkeit herauszubekommen und dauerhaft fernzuhalten. So wurde das Bodenniveau auf dem Marktplatz rund um die Kirche abgesenkt – im Laufe der Jahrhunderte war es wie in den meisten Städten angewachsen, sodass die Kirche unterhalb des Straßenniveaus lag und die Erdfeuchte in die Wände dringen konnte. Auch ist der Putz an den Pfeilern im Kirchenschiff und an dessen Außenwänden großflächig entfernt worden, sodass die Wände trocknen können. Nach der Landesgartenschau sollen die Restaurierungsarbeiten im Kirchenschiff weitergehen.

„Die Besucher der Landesgartenschau werden im Kirchenschiff einen Zwischenstand der Restaurierung sehen, der mit der Hallenschau sehr schön ästhetisch verarbeitet werden kann. In der Wunderblutkapelle bekommen sie aber schon einen Eindruck, wie die ganze Kirche einmal aussehen kann“, so Kirchenkreis-Baupflegerin Andrea Molkenthin. „Die Sanierung der Kapelle ist ein wichtiges Signal: Wir sind unterwegs.“ Andrea Molkenthin zufolge engagiert sich Beelitz ohnehin vorbildlich für die Sanierung der Kirchen auf dem Stadtgebiet, was man auch an der in diesem Jahr beendeten Sanierung der Schinkelkirche im Ortsteil Schäpe sehe.

Dieses Engagement für die Kirche bemerken neben den vielen Beelitzern übrigens noch immer Pilger, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie einst ab dem 13. Jahrhundert: Beelitz liegt am Pilgerweg Via Imperii, einem Teil des weitverzweigten Netzes von Jakobswegen in Europa. Seit 2015 führt der Pilgerweg von Hof über Zwickau, Leipzig, Beelitz und Berlin nach Stettin. Ihren Stempel in der Spargelstadt erhalten die Pilger in der Beelitzer Tourist-Info, wenige Meter von der Stadtpfarrkirche entfernt.

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